2020-02-04 Montréal, Provinz Québec, Kanada: Die kanadische Online-Zeitung “Der Krake” (pieuvre.ca) berichtet über eine Art “Briefing” vonseiten des Institutes für sozio-ökonomische Forschung und Information (IRIS) aus Montréal zum Thema Plattformkapitalismus. Wir möchten daran erinnern, daß die aktuelle Regierung der CAQ (Coalition Avenir Québec) in Québec mit ihrem Ministerpräsidenten François Legault und ihrem Verkehrsminister François Bonnardel die Zukunft der wirklichen Taxifahrer für den Plattformkapitalismus sehenden Auges ruiniert hat und die Taxifahrer dann auch noch mit lächerlichen Almosen abgefunden hat. Im wie meistens für kanadische Verhältnisse moderaten Duktus wird zwar nicht “Plattformkapitalismus plattmachen!” gefordert, sondern eher die erstarkende Organisationsbereitschaft der Arbeiter als Conclusio herausgestellt. Aber es kann als Aufruf und Ermutigung zur Reorganisation selbst des niedergedrücktesten Prekariates verstanden werden. Nicht unser Job, denn da wollen wir nicht hin! “Sozialdemokratie” steht längst nicht mehr gerade für Erstarkung des Druckes von Unten, sondern von Oben! Von irgendwelchen deutschen Wählern der sog. “Grünen”, die erst Rautenchucky wollten und nun in Scharen überlaufen, fangen wir jetzt auch nicht an. Sie sind deutschlands psychologische, kafkaeske Altneulast eines Albtraumes von Untertanen, den Heinrich Mann damals in seine Worte fasste und die auch heute nichts anderes interessiert, als ihre eigene Sauna.
Wir können das Teil gerade nicht übersetzen, weil in Berlin endlich mal wieder eine Weltmesse ansteht. Und wir machen unsere Kohle auf der Straße. Aber Ihr könnt es euch ja selbst übersetzen, wenn es euch interessiert. Wir haben nur mal kurz den Artikel des Kraken vom 31. Januar übersetzt. Unser Dank geht an Sam Bouchal:
Spotlight auf die “uberisierte” Wirtschaft
In einem neuen Informationsvermerk stellt IRIS, das Institut für sozio-ökonomische Forschung und Information, das Image der Kühnheit und Innovation der Uber-Unternehmen und anderer Akteure des Plattformkapitalismus infrage.
Plattformkapitalismus in der Tat, weil diese verschiedenen Unternehmen hauptsächlich auf digitale Plattformen angewiesen sind, schreibt die Autorin der Notiz, Clara Dallaire-Fortier. Ihr zufolge führt das von diesen großen Unternehmen, insbesondere Uber, aber auch Airbnb, gewählte Modell zu “konzentrierten Gewinnen” und zu einer “Verantwortungslosigkeit der Plattformen in Bezug auf die Arbeitsbedingungen ihrer Mitarbeiter”.
Diese Mitarbeiter werden auch durch die Idee der Fluktuation der Belegschaft und die Idee der Freiheit, die die Unternehmen an ihre zukünftigen Mitarbeiter verkaufen, “verwundbar” gemacht, einschließlich, wie im Fall von Uber, Ihr eigener Chef zu sein und nur zu arbeiten, wenn Sie es wollen.
Diese Ökonomie des “Teilens” sei daher ein Mythos, schreibt die Forscherin. Tatsächlich ist es für die großen Akteure auf diesem Gebiet sehr gut, diese Wirtschaftsstruktur so darzustellen, dass sie sowohl großen Unternehmen als auch kleinen Solidaritätsinitiativen zugute kommen kann; Tatsache bleibt, dass Uber, Airbnb und Lyft im vergangenen Frühjahr mit 76 Milliarden, 41 Milliarden bzw. 32,6 Milliarden Dollar bewertet wurden. Die große Mehrheit des in der “Sharing”-Wirtschaft zirkulierenden Geldes landet daher in den Taschen der großen Unternehmen des Sektors.
Die Idee hinter diesem “neuen” Wirtschaftsmodell, argumentiert IRIS, ist die Destabilisierung eines Wirtschaftssektors in dem Versuch, ein Monopol zu errichten. Ob es sich nun um das Taxigewerbe handelt, das bereits stark reguliert war und mit großen Problemen zu kämpfen hatte, oder um die Vermietung an Touristen, wo die Regierungen bereits strenge Rahmen für Gasthäuser, Hotels und andere B&Bs aufgestellt hatten, neue Unternehmen sind angekommen, die versuchen, die bestehenden Formen zu durchbrechen und diese Wirtschaftszweige neu zu organisieren, oft ohne sich zur Einhaltung der geltenden Regeln verpflichtet zu fühlen. Dabei wurden die Regierungen überrumpelt, und die neuen Akteure waren in der Lage, Veränderungen herbeizuführen, zu stören, was das Ziel vieler zeitgenössischer neuer Unternehmen ist, die auf digitale Werkzeuge angewiesen sind, um erfolgreich zu sein.
Laut Dallaire-Fortier befinden sich auch diese großen Unternehmen im Besitz riesiger Mengen persönlicher Daten, was zu Problemen mit dem Datenschutz führen kann.
Glücklicherweise, so schreibt die Autorin des Briefings, “kommen die Arbeiter zusammen, um ihre Interessen besser zu verteidigen”. Ob es nun darum geht, bessere Arbeitsbedingungen zu erhalten, einen Angestelltenstatus zu erlangen oder andere Ziele zu erreichen, die Angestellten in dieser “gemeinsamen Wirtschaft” kämpfen gegen diesen Plattformkapitalismus, der versucht, die gegenwärtigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen zu Fall zu bringen.
Der Text ist als *.PDF direkt bei IRIS unter diesem link downloadbar. – Pleins feux sur l’économie « ubérisée » (französisch, pieuvre.ca, “Spotlight auf die “uberisierte” Wirtschaft”, 31. Januar)